Fahrräder für Bewegungseinschränkungen

Menschen mit Bewegungseinschränkungen können herkömmliche Fahrräder oft nur schlecht oder gar nicht benutzen. Es gibt aber zahlreiche Möglichkeiten, trotzdem mit dem Fahrrad mobil zu bleiben und sich so Freiheit und Selbstbestimmtheit zu erhalten.

Es gibt zahleiche körperliche Beschwerden, die es schwierig oder unmöglich machen, das Fahrrad zu benutzen. Manchmal sind es auch das Alter, die abnehmende körperliche Leistungsfähigkeit oder die langsamer werdenden Reaktionen, die vom Radfahren abhalten. Das schränkt nicht nur die eigene Mobilität ein, die mangelnde Bewegung ist auch der Gesundheit und der Lebensqualität abträglich.

Alternativen finden

Es gibt viele Möglichkeiten, trotz körperlicher Probleme die eigene Mobilität mit dem Fahrrad zu erhalten. Sie reichen von Tiefeinsteigern bis zu Spezialrädern.

Fahrräder mit tiefem Einstieg, landläufig Damenfahrräder genannt, sind auch bei Männern beliebt, denen es nicht mehr so leichtfällt, das Bein über den Sattel zu schwingen. Viele Firmen ordnen deshalb solche Modelle keinem Geschlecht mehr zu, sondern bezeichnen sie neutral als Tiefeinsteiger.

Das tiefergelegte oder bei Einrohr-Rahmen ganz fehlende Oberrohr ist eine große Erleichterung beim Auf- und Absteigen. Auch das Sicherheitsgefühl steigt, weil das Rohr in kritischen Situationen, in denen man schnell aus dem Sattel muss, nicht im Weg ist. Aber: Tiefeinsteiger- Rahmen sind verwindungsfreudiger als Diamantrahmen. Gerade mit Beladung kann es dazu kommen, dass sich das Rad während der Fahrt aufschaukelt. Das ist dann das genaue Gegenteil eines sicheren Fahrgefühls. Vor dem Kauf ist es daher ratsam, ein Rad mit Beladung auszuprobieren.

 

Leichtere Handhabung

Viele Menschen fühlen sich sicherer, wenn sie im Sattel sitzend mit den Füßen den Boden berühren können. Das funktioniert aber bei herkömmlichen Rädern nur, wenn der Sattel zu niedrig eingestellt ist. Das ist anstrengend und belastet die Knie beim Treten übermäßig. Es gibt aber Fahrradmodelle, deren Sattelrohr so nach hinten geneigt ist, dass der Abstand zwischen Sattel und Pedalen groß genug ist und die Füße trotzdem im Sitzen den Boden berühren können.

Die Handhabung eines Fahrrads mit 28 Zoll-Laufrädern fällt nicht immer leicht. Bei geringem Tempo macht sich die Masse der Laufräder ungünstig bemerkbar und das Rad ist schwieriger zu manövrieren. Wird es geschoben, kann die Länge des Fahrrads unhandlich sein.

Bei Elektrofahrrädern kommt das Gewicht von Motor und Akku hinzu. Daher sind bei vielen älteren oder körperlich eingeschränkten Menschen Kompakt- oder Falträder beliebt. Sie lassen sich mit ihren kleinen Laufrädern lebendig steuern und leicht schieben, außerdem beanspruchen die kompakten Räder wenig Platz. Ihr Nachteil ist, dass sie bei höheren Geschwindigkeiten unruhig werden können und Bodenunebenheiten schlechter puffern.

Dreiräder

Größere körperliche Einschränkungen machen es mitunter unmöglich, auf einem zweirädrigen Fahrrad zu fahren. Dreiräder können dann eine sichere Alternative sein: Sie können nicht umkippen, das Auf- und Absteigen fällt leicht, bei Stopps ist kein Absteigen notwendig und auch bei niedrigen Geschwindigkeiten wird das Rad nicht unsicher und wackelig.

Dreiräder brauchen aber viel Platz, sind schwierig zu transportieren und nur zu vergleichsweise hohen Preisen erhältlich. Modelle, die für den regelmäßigen Gebrauch geeignet sind, starten bei Kaufpreisen ab etwa 1.000 Euro. Bei einer hochwertigen Ausstattung oder mit speziellem Zubehör klettern die Preise aber deutlich höher, insbesondere, wenn noch ein Elektromotor hinzukommt.

Die Sitze von Liegedreirädern sind häufig sehr tief und damit für bewegungseingeschränkte Menschen kaum komfortabel zu erreichen. Deshalb bieten einige Firmen Modelle mit einem höher liegenden Sitz an. Für Personen, die gar nicht selbstständig Radfahren können, sind Tandems eine Möglichkeit, trotzdem aktiv zu sein. Hier können sie als Beifahrer:innen selbst mittreten, wenn sie wollen, und sich den Fahrtwind um die Nase wehen lassen.

Ein Arzt am Schreibtisch ist von schräg hinten zu sehen, wie er mit einem Patienten spricht.
Sollte es medzinisch notwendgi sein, können Spezialräder von Ärztinnen und Ärzten verschrieben werden. © AOK Bundesverband

Therapieräder von der Krankenkasse

Therapiefahrräder sind meist kostspielig und Menschen, die auf sie angewiesen sind, häufig finanziell nicht auf Rosen gebettet. Unter bestimmten Umständen erstattet die Krankenkasse ein Therapiefahrrad, gegebenenfalls unter Abzug einer Eigenbeteiligung. Für Kinder ist es oft einfacher, ein Therapierad durchzusetzen als für Erwachsene, denn bei Kindern erfüllt das Fahrrad das Grundbedürfnis nach Mobilität und ermöglicht es ihnen, an Unternehmungen mit Gleichaltrigen teilzunehmen. Bei Erwachsenen hingegen wird kein derartiges Grundbedürfnis angenommen. Sie bekommen Therapieräder nur erstattet, wenn sie aus medizinischer Sicht notwendig sind. Was genau das bedeutet, ist immer eine Einzelfallentscheidung. Therapieräder haben oft eine Hilfsmittelnummer, was bei der Bewilligung helfen kann, aber keine Grundvoraussetzung ist. Hase Bikes bietet auf der Internetseite www.hasebikes.de eine Anleitung an, wie man am besten ein Therapierad für Kinder beantragt und welche Klippen dabei zu umfahren sind. Das niederländische Unternehmen Van Raam berät auf www.vanraam.com dazu, wie Erwachsene am besten vorgehen, um ein Therapierad von der Krankenkasse erstattet zu bekommen. Auch andere Spezialradhersteller haben Erfahrung mit diesen Vorgängen und bieten Hilfe an.

 

Spezialzubehör

Manchmal ist spezielles Zubehör nötig, um überhaupt Fahrrad fahren zu können. Ist zum Beispiel ein Bein verkürzt, hilft ein Kurbelarmverkürzer, damit beide Beine mit der korrekten Kurbellänge treten können. Mit Pedalpendeln wird eine eingeschränkte Beugefähigkeit des Knies ausgeglichen, das hilft bei der Reha, um die Beweglichkeit zu verbessern oder wieder zu erreichen. Darüber hinaus gibt es Spezialpedale für Fußfehlstellungen, Brems- und Schalthebel zur Einhandbedienung, Gehstockhalter und mehr. Manche Modelle sind auch als Handbikes erhältlich oder umzurüsten.

Ergonomie

Im Spezialradbereich gibt es häufig keine vorgefertigten Lösungen, die zu allen Menschen passen – manchmal muss nachgeholfen werden. Manche Unternehmen bauen Fahrräder nach Maß, andere stellen benötigtes Zubehör her oder können es anpassen. Leider finden sie sich nicht immer in der Nähe. Stellt sich bei der Beratung zu einem Fahrrad oder bei der ärztlichen Diagnostik heraus, dass besondere Anpassungen nötig sind, können aber Fachhandel oder Spezialradfirmen oft entsprechende Kontakte vermitteln.

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Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 220.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer*in achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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