Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Kreis Groß-Gerau e. V.

Fahrradstraßen – Teil einer zukunftsfähigen Mobilität

Bezugnehmend auf den Artikel „Idee mit der Brechstange durchgesetzt“ im FreitagsAnzeiger nehmen wir, die Kidical Mass Mörfelden-Walldorf, sowie der ehrenamtliche Radverkehrsbeauftragte der Stadt wie folgt Stellung zur Fahrradstraße in Walldorf:

Fahrradstraße Mörfelder Straße im Stadtteil Walldorf
Fahrradstraße Mörfelder Straße im Stadtteil Walldorf © ADFC Kreis Groß-Gerau

In Zeiten, in denen Umweltbewusstsein und nachhaltige Mobilität immer wichtiger werden, gewinnen Fahrradstraßen zunehmend an Bedeutung. Ein wesentlicher Vorteil von Fahrradstraßen ist die Förderung des Radverkehrs. Sie ermöglichen es Radfahrenden, sicher gemeinsam mit den motorisierten Verkehrsteilnehmenden zu fahren. Dies trägt nicht nur zur Sicherheit der Radfahrenden bei, sondern ermutigt auch mehr Menschen, das Fahrrad als alltägliches Verkehrsmittel zu nutzen. Dies kann zu einer Reduzierung des Autoverkehrs und damit zu weniger Staus und einer besseren Luftqualität führen. Darüber hinaus fördern Fahrradstraßen die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger. Städte, die Fahrradstraßen einrichten, zeigen oft ein höheres Maß an Lebensqualität, da sie den Menschen ermöglichen, sich aktiv zu bewegen und die Natur zu genießen.

Der ehrenamtliche Radverkehrsbeauftragte der Stadt Mörfelden-Walldorf, Rüdiger Warlich, weist darauf hin, dass die Fahrradstraße in Walldorf für die Doppelstadt noch relativ neu ist, dass es aber in Deutschland dagegen schon seit fast 30 Jahren dieses Straßenmodell gibt. Mörfelden-Walldorf war die erste Kommune im Kreis Groß-Gerau, die 2022 eine Fahrradstraße eingerichtet hat. Mit der Einführung dieser Fahrradstraße wurde nicht nur die Attraktivität des Radfahrens erhöht, sondern auch ein Beitrag zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens und der Luftverschmutzung geleistet. Die Fahrradstraße ist so gestaltet, dass sie den Bedürfnissen der Radfahrenden gerecht wird. Mittelfristig soll die Fahrradstraße Teil der Raddirektverbindung zwischen Groß-Gerau und dem Flughafen Frankfurt werden.

Im laufenden Bürgermeister-Wahlkampf ist die Fahrradstraße offensichtlich zum Politikum geworden. Einzelne Parteien geben sich als Gegner der Fahrradstraße zu erkennen und setzen Falschinformationen in die Welt, wie zum Beispiel eine fehlende Bürgerbeteiligung vor der Umsetzung der Fahrradstraße. Ebenso wird mit einer mangelnden Sicherheit die Fahrradstraße schlechtgeredet. Das Gegenteil ist der Fall: Durch die Fahrradstraße fühlen sich Radfahrende sicherer. Durch die Anordnung „Anlieger frei“ hat sich die Sicherheit nochmal erhöht. Kleinere Umwege, die Autofahrende nun in Kauf nehmen müssen, sind verschmerzbar. Wenn einzelne Straßen durch die Anordnung „Anlieger frei“ zu Sackgassen geworden sind, wirkt sich dies positiv für die dortigen Anwohnenden aus, weil der Durchgangsverkehr entfällt und damit die Lebensqualität steigt.

Im Folgenden kommen Nutzerinnen und Nutzer der Fahrradstraße zu Wort (aus Datenschutzgründen wurden die Namen gekürzt):

  • N. S.: „Ich finde die Fahrradstraße super! Sie macht einen großen Teil meines Wegs zur Arbeit aus und ich fahre jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit. Ich halte die Fahrradstraße für ein wichtiges Instrument zum Klimaschutz und zur Verkehrsberuhigung der Städte. Mich persönlich stören die parkenden Autos auch eigentlich nicht, wenn sie ordentlich parken. Das würde ich den Anwohnern auch nicht nehmen wollen. Wenn es nach mir ginge, sollte die Fahrradstraße noch ausgebaut und noch weitere geplant werden.“
  • R. H.: „Die Fahrradstraße ist zwar nur ein kurzes Stück, aber man kann dort sehr entspannt fahren, ohne von den Autofahrern genötigt zu werden, was in den anderen Straßen in Mörfelden-Walldorf leider immer mehr zunimmt. Ich habe dort noch keine negativen Erlebnisse gehabt, die Autofahrer nehmen Rücksicht und überholen zwar, was ja auch erlaubt ist, aber sehr langsam. Ich benutze sie regelmässig, wenn ich vom Süden in den Norden von Walldorf und v.v. fahre, da ich dort zügig fahren kann, ohne dass mich ein Auto zu eng überholt oder hinter mir drängelt. Ich würde mir allerdings wünschen, dass die Mindestgeschwindigkeit auch noch auf 20 herabgesetzt werden würde, damit man weniger Abgase der überholenden Autos einatmen müsste.“
  • P. S.: „Auf der Fahrradstraße in Walldorf komme ich schneller voran und fühle mich an Kreuzungen sicherer, da ich als Radfahrer grundsätzlich Vorfahrt habe. Auch zusammen mit Kindern auf dem Rad oder im Fahrradanhänger ist das Sicherheitsgefühl deutlich größer, weil Autos auf der Fahrradstraße entsprechend langsam fahren und Rücksicht nehmen müssen. Für mich sind Fahrradstraßen eine Notwendigkeit für sicheren Radverkehr in der Stadt und auch in Mörfelden sollte unbedingt eine angelegt werden.“
  • R. J.: „Kopfschüttelnd habe ich die negative Berichterstattung bezüglich der Fahrradstraße zur Kenntnis genommen. Da ich selbst Anwohner in der Kelsterbacher Straße und leidenschaftlicher Radfahrer bin kann ich mich nur positiv zur Umwidmung in eine Fahrradstraße äußern. Im zur Fahrradstraße erklärten Bereich gilt durchgehend Vorfahrt auf der Kelsterbacher Straße, so dass das ständige Abbremsen und wieder Anfahren an den Einmündungen entfallen. Auch die Stopschilder an den Einmündungen zur Kelsterbacher Straße tragen zur Sicherheit der Radfahrer bei, insbesondere derer, die die Straße (erlaubterweise) entgegen der Einbahnstraßenregelung nutzen. Bei der früheren Rechts-vor-Links-Regelung habe ich oft knifflige Situationen erlebt. Dass durch die Anliegerregelung weniger Autoverkehr herrscht macht das Radfahren sicherer. Insbesondere für die Schüler:innen der Bertha-von-Suttner-Schule ist das m.E. wichtig, denn hier handelt es sich in Verbindung mit der Mörfelder Straße um den direkten Weg von Walldorf zur Schule. Vielleicht steigen durch die Fahrradstraße noch mehr Schüler:innen auf das Fahrrad um, was zu begrüßen wäre. Wir Anwohner wurden schriftlich über die geplante Fahrradstraße informiert. Auch fand vor der Umsetzung der Massnahme eine Anwohnerversammlung an der Ecke Kelsterbacher/Gartenstraße statt, bei der durch den Bürgermeister und das Bauamt ausführlich informiert wurde. Dass Autofahrer nicht wissen, wie eine Anliegerstraße funktioniert, ist für mich nicht nachvollziehbar, denn Anliegerstraßen gibt es wesentlich länger als Fahrradstraßen. Vielleicht werden durch die "erzwungenen Umwege" ja auch noch mehr Auto- zu Radfahrern, zumindest innerorts, denn oft ist das Fahrrad hier das schnellere Verkehrsmittel und auch die lästige Parkplatzsuche entfällt.“
  • E.S.: "Ich finde die Fahrradstraße in Mörfelden-Walldorf enorm wichtig, um es den Menschen einfacher zu machen, wenigstens innerorts auf das Fahrrad umzusteigen. Die Straße ist genau da angelegt, wo der Hauptfahrradverkehr entlang rollt, nämlich in der Verlängerung der Verbindung durch das FFH-Gebiet von Mörfelden nach Walldorf. Schon die Fahrradzählung am Ortsausgang von Mörfelden beweist, dass diese Strecke Tag täglich extrem gut von Radfahrern angenommen wird. Viele Schüler aus Walldorf fahren mit dem Rad zur "Berta" und deren Schutz sollte es uns wert sein, eine Fahrradstraße anzulegen. Wenn sich die Autofahrer und manche Stadtverordnete einfach einmal etwas zurücknehmen könnten (Ihnen stehen noch immer über 99 % der Straßen zur Verfügung), dann kämen die Schüler sicherer zur Schule und auch das Problem "Elterntaxi" an der "Berta" wäre entschärft. Die Jugendlichen aus Walldorf könnten endlich wieder selbständig zur Schule radeln. Mir wäre es übrigens zu Schulzeiten total peinlich gewesen, von meinen Eltern zur Schule gefahren zu werden. Zudem war der Schulweg mit den Klassenkameraden immer sehr unterhaltsam, eine Erfahrung, die ich nicht missen wollte, die den Jugendlichen heute jedoch zumeist genommen wird. Die Fahrradstraße ist topp, jetzt bedarf es allerdings noch der Verlängerung der Fahrradstraße in Walldorf bis zum Gundhof hin, zudem ein Pendant in Mörfelden sowie mind. eine gute Querverbindung in beiden Ortsteilen für den Radverkehr. Wenn dann noch die Autofahrer, welche Garagen oder Stellplätze besitzen, Ihre PKW in den Garagen oder auf Ihrem Grundstück abstellen könnten, dann müssten auch die Bereiche von Einmündungen nicht mehr durch parkende Autos verstellt werden und der Radfahrer, wie auch der Fußgänger könnte die herannahenden Autos besser sehen. Hier muss die Stadt dringend etwas unternehmen (zur Sicherheit von Fußgängern und Fahrradfahrern). Übrigens die Regelungen sind in der Straßenverkehrsordnung §12 Abs. 3 Nr. 1 StVO klar definiert und Jeder der die Führerscheinprüfung bestanden hat, weiß, dass 5 Meter vor sowie hinter den Schnittpunkten der Fahrbahnkanten nicht geparkt werden darf, aber leider wird dies als Kavaliersdelikt betrachtet und die Ordnungspolizei wird noch nicht mal aktiv. Dabei gehört insbesondere auch der ruhende Verkehr zu Ihren Aufgaben!"

ADFC Kreis Groß-Gerau, die Kidical Mass Mörfelden-Walldorf, sowie der ehrenamtliche Radverkehrsbeauftragte der Stadt erwarten unisono, dass die Fahrradstraße dauerhaft Bestand haben wird und dass weitere Fahrradstraßen eingerichtet werden. „Insgesamt sind Fahrradstraßen ein wichtiger Bestandteil einer modernen Verkehrsinfrastruktur. Sie fördern nicht nur die Gesundheit und Sicherheit der Radfahrenden, sondern tragen auch zur Reduzierung von Emissionen und zur Verbesserung der Lebensqualität in unseren Städten bei. Es ist an der Zeit, dass mehr Städte in die Entwicklung und den Ausbau von Fahrradstraßen investieren, um eine nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität zu gewährleisten.“, so der Vorsitzende des ADFC Kreis Groß-Gerau, Mario Schuller.
 


https://kreisgg.adfc.de/neuigkeit/fahrradstrassen-teil-einer-zukunftsfaehigen-mobilitaet

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