ADFC-Fahrradklima-Test 2024 im Kreis Groß-Gerau
Der ADFC-Fahrradklima-Test 2024 fragte nach, wie zufrieden Radfahrende vor Ort mit ihrer Situation sind. Das Ergebnis: Das Fahrradklima in Deutschland verbessert sich minimal auf Note 3,92 (2022: Note 3,96).
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Umfragen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit und wird vom Bundesverkehrsministerium gefördert. Er fand 2024 zum elften Mal statt.
Rund 213.000 Menschen (2022: 245.000) haben sich an der Umfrage beteiligt und dabei 1.047 Städte und Gemeinden bewertet (2022: 1.114). Im Kreis Groß-Gerau haben knapp 1.100 Bürger:innen an der Umfrage teilgenommen und damit entgegen des bundesweiten Trends deutlich mehr, als 2022 (rund 830 Teilnehmer:innen). Es kamen neun Kommunen des Kreises Groß-Gerau in die Auswertung und damit eine Kommune mehr, als 2022.
Ergebnisse im Einzelnen
Welche hessischen Städte sind die fahrradfreundlichsten? Dies sind über alle Städtegrößenklassen hinweg Baunatal (Note 2,53), Frankenberg/Eder (Note 3,24) und Kriftel (Note 3,33).
Stadtgrößenklasse 50.000 - 100.000 Einwohner
Rüsselsheim, in der Stadtgrößenklasse 50.000 - 100.000 Einwohner in den Jahren 2012, 2014, 2016 und 2018 fahrradfreundlichste Stadt in Hessen, 2020 auf Platz 2 und 2022 auf Platz 3, hat nun Platz 1 zurückerobert (Note 3,62; 2022 Note 3,85). Besonders positiv wurden unter anderem die zur Verfügung stehenden öffentlichen Fahrräder, die Möglichkeit der Fahrradmitnahme im ÖPNV und die Erreichbarkeit des Stadtzentrums bewertet. Negative Benotung haben unter anderem die Themen Fahrraddiebstahl, die unzureichende Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen, die Führung des Radverkehrs an Baustellen oder die nur teilweise Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung erhalten. In den Kommentaren wurde mehrfach der fehlende Radweg zwischen Rüsselsheim und Bauschheim genannt.
Stadtgrößenklasse 20.000 - 50.000 Einwohner
Mörfelden-Walldorf, in der Stadtgrößenklasse 20.000 - 50.000 Einwohner in den Jahren 2012 und 2014 fahrradfreundlichste Stadt in Hessen, hat – nach Platz 2 in den Jahren 2016, 2018, 2020 und 2022 – hessenweit erneut Platz 2 erreicht; hinter Baunatal (Note 3,42; 2022 Note 3,39). Besonders positiv haben Bürgerinnen und Bürger die Werbung für das Radfahren, die Fahrradförderung in letzter Zeit, sowie die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung bewertet. Negativ bewertet wurden die Themen Fahrraddiebstahl oder die unzureichende Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen.
Riedstadt ist – nach Platz 2 im Jahr 2012 hinter Mörfelden-Walldorf, Platz 9 im Jahr 2014, Platz 4 im Jahr 2016, Platz 5 im Jahr 2018 und Platz 4 in den Jahren 2020 und 2022 – hessenweit erneut auf Platz 4 gelandet (Note 3,49; 2022 Note 3,64). Besonders positiv bewertet wurden der Spaß beim Radfahren und dass es wenig Konflikte mit Kraftfahrzeugen gibt. Negative Benotung haben die zu geringe Fahrradförderung in letzter Zeit und das Thema Fahrradabstellanlagen erhalten. In den Kommentaren wurde mehrfach der fehlende Radweg entlang der Landesstraßen zwischen Leeheim und Geinsheim genannt.
Groß-Gerau hat sich – nach Platz 4 im Jahr 2014, Platz 7 im Jahr 2016, Platz 9 im Jahr 2018, Platz 11 im Jahr 2020 und Platz 17 im Jahr 2022 – hessenweit auf Platz 10 verbessert (Note 3,66; 2022 Note 3,85). Besonders positiv haben die Bürgerinnen und Bürger die Öffnung der Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung, die Möglichkeit der Fahrradmitnahme im ÖPNV und den Winterdienst auf Radwegen bewertet. Negative Bewertung haben unter anderem die Themen Ampelschaltungen für den Radverkehr oder die geringe Werbung für das Radfahren erhalten. In den Kommentaren wurde mehrfach der schlecht sanierte Radweg entlang der Bundesstraße zwischen Berkach und Dornheim genannt.
Stadtgrößenklasse < 20.000 Einwohner
Ginsheim-Gustavsburg ist – nach Platz 15 im Jahr 2016, Platz 3 im Jahr 2018, Platz 1 im Jahr 2020 und Platz 5 im Jahr 2022 – hessenweit erneut auf Platz 5 gelandet (Note 3,49; 2022 Note 3,46). Besonders positiv wurden die zur Verfügung stehenden öffentlichen Fahrräder, die Möglichkeit der Fahrradmitnahme im ÖPNV, sowie die Öffnung der Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung bewertet. Negative Benotung haben die Themen Fahrraddiebstahl oder die unzureichende Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen erhalten.
Trebur hat sich – nach Platz 23 im Jahr 2016, Platz 6 im Jahr 2018, Platz 4 im Jahr 2020 und Platz 13 im Jahr 2022– hessenweit auf Rang 9 verbessert (Note 3,61; 2022 Note 3,77). Besonders positiv wurden die Möglichkeit der Fahrradmitnahme im ÖPNV und die Öffnung der Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung bewertet. Negative Benotung hat unter anderem die geringe Fahrradförderung in der jüngeren Vergangenheit erhalten.
Nauheim ist – nach Platz 5 im Jahr 2018 und Platz 16 im Jahr 2020 – hessenweit auf Rang 20 gelandet (Note 3,75). Besonders positiv wurde unter anderem die Öffnung der Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung bewertet. Negative Benotung hat unter anderem die Themen Werbung für das Radfahren und die geringe Fahrradförderung in letzter Zeit erhalten.
Bischofsheim hat sich – nach Platz 8 im Jahr 2018, Platz 20 im Jahr 2020 und Platz 37 im Jahr 2022 – hessenweit auf Platz 23 verbessert (Note 3,81; 2022 Note 4,14). Positiv wurden die Verfügbarkeit öffentlicher Mietfahrräder oder die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung bewertet. Negative Benotung haben die Themen Fahrraddiebstahl und die geringe Fahrradförderung in der jüngeren Vergangenheit erhalten. In den Kommentaren wird mehrfach die Bushaltestelle am Bahnhof (Fahrtrichtung Ortsmitte) genannt mit Konflikten zwischen wartenden Fahrgästen und Radfahrenden.
Kelsterbach ist – nach Platz 39 im Jahr 2014, Platz 42 im Jahr 2016, Platz 25 im Jahr 2018, Platz 40 im Jahr 2020 und Platz 21 im Jahr 2022 – hessenweit auf Platz 30 zurückgefallen (Note 3,91; 2022 Note 3,88). Positiv wurden die geöffneten Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung, die Fahrradmitnahmen im ÖPNV und die Fahrradförderung in jüngster Zeit bewertet. Negative Benotung haben die Themen Fahrraddiebstahl und Stress beim Radfahren erhalten. In den Kommentaren werden mehrfach fehlende Radwege genannt.
Alle anderen Kommunen im Kreis Groß-Gerau sind auf Grund zu wenig ausgefühlter Fragebögen nicht in die Auswertung gekommen. Die Kommentare der Teilnehmer:innen sind für alle Kommunen des Kreises Groß-Gerau in unten angefügten Dateien ersichtlich.
Verbreitetes Unbehagen, wenn Autofahrende zu eng überholen
Eine Sonderbefragung im Fahrradklima-Test 2024 zum „Miteinander im Verkehr“ ergab flächendeckend den Befund, dass Radfahrende den seitlichen Abstand, mit dem sie von Kraftfahrzeugführenden überholt werden, als viel zu gering wahrnehmen und sich dadurch gefährdet fühlen. Messungen des ADFC mit Spezialgeräten bestätigen diese subjektiven Eindrücke auch objektiv. Mario Schuller, Vorsitzender ADFC Kreis Groß-Gerau: „Bei der Überwachung des vorgeschriebenen Überholabstands von 1,5 Metern innerorts und zwei Metern außerhalb von Ortschaften wünschen wir uns bedeutend mehr Engagement der Landespolizei. Auch mehr Aufklärungsarbeit über die Gefahren von zu geringem Überholen ist dringend erforderlich.“
Weitere Informationen zum Hintergrund des ADFC-Fahrradklima-Test 2024
Der Fahrradklima-Test ist eine nicht repräsentative Befragung von ADFC und dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, an der sich im Herbst 2024 insgesamt 213.000 Menschen bundesweit beteiligt haben. Dabei wurden 1.047 Städte in sechs verschiedenen Größenklassen (> 0,5 Mio. EW / 200.000-500.000 EW / 100.000-200.000 EW / 50.000-100.000 EW/ 20.000-50.000 EW / < 20.000 EW) bewertet. Die Umfrage wurde insgesamt zum 11. Mal durchgeführt. Seit 2012 findet sie zweijährlich statt.