ADFC-Fahrradklima-Test 2018

ADFC-Fahrradklima-Test 2018 © ADFC

ADFC-Fahrradklima-Test 2018

Der vom ADFC im Herbst 2018 bundesweit durchgeführte achte Fahrradklima-Test ist das wichtigste Stimmungsbarometer zur Fahrradfreundlichkeit deutscher Kommunen und die weltweit größte Befragung von Radfahrenden.

Als „Fahrradklima“ werden Faktoren bezeichnet, die einen Einfluss darauf haben, ob das Radfahren in einer Kommune eher als angenehm oder unangenehm empfunden wird. Diese Bewertung spielt bei der persönlichen Entscheidung für oder gegen das Fahrrad als Verkehrsmittel eine wichtige Rolle.

Zum Fahrradklima zählen Elemente wie Fahrrad-Infrastruktur (Radwege, Fahrradparken), Radverkehrsnetz (ist es zusammenhängend und aufeinander aufgebaut oder ist es Stückwerk), Verkehrssicherheit, Komfort, der Stellenwert oder die Atmosphäre beim Radfahren. Insgesamt wurden hierzu 32 Fragen gestellt, die Antworten wurden nach einem Schulnoten-System ausgewertet.

170.000 Radfahrende beteiligten sich bundesweit. In Hessen waren es 12.700, dies ist eine Steigerung um 23 Prozent gegenüber dem letzten Fahrradklima-Test von 2016. Im Kreis Groß-Gerau beteiligten sich 1.200 Bürgerinnen und Bürger an der Umfrage (Steigerung um 35%). Bundesweit wurden 683 Städte und Gemeinden in verschiedenen Größenklassen bewertet. 71 davon liegen in Hessen, so viele Kommunen wie bisher noch nie.

Welche hessischen Städte sind die fahrradfreundlichsten? Dies sind über alle Städtegrößenklassen hinweg Baunatal (Note 2,67), Kriftel (Note 3,09) und Mörfelden-Waldorf (Note 3,17). Und das sind die fahrradunfreundlichsten hessischen Städte: Bad Homburg v.d.H. (Note 4,54), Wiesbaden (Note 4,42) und Kelsterbach (Note 4,39).

Bei der Unterscheidung nach den verschiedenen Stadtgrößenklassen ergibt sich für den Kreis Groß-Gerau folgendes Ergebnis:

  • Stadtgrößen-Klasse 50.000 – 100.000 Einwohner*innen
  • Rüsselsheim am Main belegt mit der Note 3,47 hessenweit Rang 1 (2016 ebenfalls Platz 1 mit der Note 3,49).
  • Stadtgrößen-Klasse 20.000 – 50.000 Einwohner*innen
  • Mörfelden-Walldorf ist - nach Platz 1 im Jahr 2014 und Platz 2 im Jahr 2016 - hessenweit erneut auf Platz 2 gelandet (Note 3,17).
  • Riedstadt hat mit der Note 3,38 Platz 5 erreicht (2016 Platz 4 mit der Note 3,09).
  • Die Kreisstadt Groß-Gerau erreicht mit der Note 3,59 den 9. Rang. 2016 war es mit der Note 3,07 der siebte Platz.
  • Stadtgrößen-Klasse < 20.000 Einwohner*innen (neue Stadtgrößenklasse)
  • Ginsheim-Gustavsburg hat mit der Note 3,38 hessenweit Platz 3 erreicht (2016 Note 3,47).
  • Nauheim – erstmals in der Auswertung – erreichte mit der Note 3,47 Platz 5.
  • Trebur belegt mit der Note 3,47 einen überraschenden 6. Rang (2016 Note 3,64).
  • Bischofsheim und Büttelborn – beide ebenfalls erstmals in der Auswertung – belegen mit den Noten 3,55 bzw. 3,57 den 8. bzw. 9. Platz.
  • Abgeschlagen nicht nur im Kreis Groß-Gerau, sondern hessenweit liegt Kelsterbach mit der Note 4,39 auf Platz 25 (2016 Note 4,07).

Alle anderen Kommunen im Kreis sind auf Grund von zu wenig ausgefüllten Fragebögen nicht in die Auswertung gekommen.

„Wir stellen mit Bedauern fest, dass die Fahrradfreundlichkeit der Kommunen im Kreis Groß-Gerau insgesamt in den letzten Jahren nachgelassen hat. Positiv heben sich von diesem Trend Rüsselsheim und Ginsheim-Gustavsburg ab. Das muss nicht zwingend heißen, dass in den Kommunen viel weniger für den Radverkehr getan wird. Andere Kommunen in Hessen haben eben im Vergleich mehr getan. Der Kreis Groß-Gerau ist gerade dabei, seine Stellung als fahrradfreundlichster Kreis in Hessen zu verlieren“, stellt Mario Schuller, Vorsitzender des ADFC Kreis Groß-Gerau, fest.

Immer mehr Menschen wollen für ihre Mobilität auch das Fahrrad als Verkehrsmittel wählen. Gleichzeitig zeigen die Bewertungen, dass sich viele unbehaglich im Straßenverkehr fühlen. Die Erwartungen der Radfahrenden an eine sichere Infrastruktur steigen. Mit schmalen, holprigen Bordsteinradwegen oder zugeparkten Schutzstreifen gibt sich heute niemand mehr zufrieden. Wo Verbesserungen eingeleitet wurden, sind Tempo und Umfang der Maßnahmen viel zu gering.

Norbert Sanden, Erster Sprecher des ADFC-Ortsverbandes Stadt Groß-Gerau sagt: „Die Entwicklung in der Kreisstadt ist alles andere als erfreulich. War Groß-Gerau vor ein paar Jahren noch ein Aufsteiger, hat sich die Bewertung jetzt deutlich verschlechtert. Der fast zweijährige Stillstand bei der Radverkehrsförderung macht sich nicht nur auf den Straßen, sondern auch bei der Bewertung durch die Bürgerinnen und Bürger bemerkbar. Die Kluft zwischen den realen Verbesserungen und den Erwartungen wird immer größer, dies gilt nicht nur für die Kreisstadt.“

Radfahrende brauchen mehr Platz. Sie wollen auf breiten, durchgängigen Radwegen fahren – mit ausreichendem Abstand zum Autoverkehr. Dazu müssen die Verkehrsflächen neu aufgeteilt werden und zwar nicht zu Lasten der Fußgänger.

Um die im Fahrradklima-Test deutlich gewordene Kritik in greifbare Forderungen zu übersetzen, startet der ADFC in diesen Tagen die bundesweite Kampagne #MehrPlatzFürsRad, auch im Landkreis Groß-Gerau.

Die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Testes sind unter unten angefügten Links zu finden.

„Der Fahrradklima-Test ist kein Selbstzweck, er ist nicht für die Schublade gedacht, sondern er soll dazu dienen, Kommunen auf Schwachstellen hinzuweisen. Und der ADFC will sich dafür einsetzen, dass die erkannten Mängel auch beseitigt werden“, erklärt Norbert Sanden.

Mario Schuller bekräftigt: „Der ADFC steht im Kreis Gerau wie seit nunmehr 25 Jahren auch weiter den Kommunen beratend zur Seite, um sie dabei zu unterstützen, fahrradfreundlicher zu werden.“

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Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 220.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer*in achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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